
Exkursion in den Göttinger Wald
am 14. September
Am Samstag, dem 14. September 2013, machte sich trotz ungünstiger Witterungsaussichten eine Gruppe Unentwegter auf den Weg ins benachbarte Ausland, sprich Roringen und Herberhausen. Anlass war die Exkursion in den Göttinger Wald als Ergänzung zum Vortrag von Stadtförster Martin Levin zehn Tage zuvor.
Dass am Samstag auch der 244. Geburtstag des grössten deutschen Naturforschers Alexander von Humboldt zu feiern war und ebenso der "Internationale Tag des Tropenwaldes" gab zu einigen Querverbindungen Anlass. So kommen gut ein Fünftel des Tropenholzimports nach Deutschland aus illegalem Einschlag und unsere so vertrauten und selbstverständlichen Buchenwälder sind weltweit ausserordentlich selten und wir haben daher eine besondere Verantwortung für deren Erhaltung und Schutz.
Interessant ist übrigens die Wunschvorstellung der Göttinger Stadtbevölkerung an den Stadtwald (Quelle: Göttinger Statistik, Nr. 21/2007):
Ein gut gelaunter Stadtförster führte uns in gut drei Stunden durch nasse Waldflächen - immerhin kam von ganz oben nichts mehr nach! - die für uns Laien erst einmal alle sehr grün erschienen. Mit den Erläuterungen "sahen" wir dann aber immer mehr die zugrunde liegenden Prozesse und Strukturen, eine sehr spannende Belehrung der besten Art!
Insbesondere die Sache mit dem "Urwald" ist doch wesentlich komplexer als man sich das so ge-meinhin vorstellt. Dahinter stecken Jahrhunderte und manchmal auch Jahrtausende von Jahren Ent-wicklungszeit und ein unbedachter Wegebau kann durch die Bodenverdichtung auf viele Jahrzehnte hinaus eine lokale Klimaerwärmung bewirken.
Der "Wald" macht von selber vieles so gut, dass sich viele vermeintlich nötige Eingriffe erübrigen. Trotzdem kann ein solcher Bestand bei sorgfältiger Beobachtung und geschickter Nutzung einen höheren Ertrag bringen als ein intensiv bearbeiteter Holzacker. Und kaum jemand wusste vorher, was die Ansprüche des "Naturland"-Labels in der forstlichen Praxis dann wirklich bedeuten und dass wir beim Holzkauf FSC bevorzugen sollten (weil PEFC nur ein Pseudolabel ist). Auf der langen Tour haben wir übrigens nur durchgehalten, weil Ulrike Gerischer die Teilnehmerinnen mit Gummibärchen in einer rot gefärbten Tüte, versorgte (da wir ja in dieser Hinsicht neutral sind, verraten wir nicht, was auf der Tüte draufstand!).
Wie man sieht, kommt ein richtiger Förster in seinem Wald auch mit einem Klapprad klar!
Neben einigen Besonderheiten, z.B. Weisstannen und Japanischen Sicheltannen, konnten wir auch die Wildkatzenscheune besichtigen und schliesslich die dickste Buche im Stadtwald, die so genannte Calsow-Buche, umarmen:
Die dritte Person, die dafür nötig war, kann man hier gar nicht sehen. Hier zitierte dann unser Vorsitzender einige Zeilen des Geburtstagskindes:
Habt Ehrfurcht vor dem Baum.
Er ist ein einziges grosses Wunder,
und euren Vorfahren war er heilig.
Die Feindschaft gegen den Baum ist ein
Zeichen der Minderwertigkeit eines Volkes
und von niederer Gesinnung des einzelnen.
Am Seckborn-Teich endete - noch mitten im Wald - die Exkursion. Allerdings war der Weg nach Herberhausen ganz einfach: Aufsitzen, rollen lassen und hui, waren wir schon am Herberhäuser Weinstieg. In nur drei Stunden haben wir somit vom Fachmann, unserem Stadtforstmeister Martin Levin, die Waldgeschichte von vielen Generationen von Buchen, Ahornen, Eschen, Ulmen und Eiben und von Förstern vorgestellt bekommen und wenigstens eine Ahnung über das unglaublich leistungsfähige Ökosystems unserer Laubmischwälder erhalten: ein erlebnisreicher, lustiger und lehrreicher Nachmittag!
